Amazon Kindle: Zwischenbilanz

Vor nicht ganz einem Jahr erhielt ich meinen Kindle. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz.

Damals konnte man den Kindle nur bei amazon.com in den USA bestellen. Vor Weihnachten betrug die Lieferzeit mehrere Wochen, im neuen Jahr ging es dann ganz schnell. Zwischen Bestellung  und Lieferung aus den USA lagen gerade mal 3 Tage – eindrucksvoll. Ich packte das Gerät aus, schaltete es ein und der Bildschirm begrüßte mich mit „Hello, Ulrich“. Ein ziemlich merkwürdiges Gefühl, irgendwo zwischen Be- und Verwunderung.

 

Die Erklärung ist einfach: Schon vor der Auslieferung wird der Kindle von Amazon „personalisiert“, d.h. auf das vorhandene Kundenkonto eingestellt. Bestellt man jetzt im Browser am PC ein eBook bei Amazon, kann man angeben, dass das Buch direkt an den Kindle geschickt wird (Senden an: Ulrich’s Kindle). Einzige Voraussetzung: Der Kindle muss an- und die WLAN-Funktion eingeschaltet sein. Alternativ kann man das Buch auf den PC herunterladen und per USB auf das Lesegerät übertragen oder die Bestellung direkt mit dem Kindle abwickeln. Das geht, ist aber etwas mühsam, da die Navigation im Kindle mit Hilfe eines Steuerkreuzes erfolgt.

Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/User:NotFromUtrecht

Ökosystem
Amazon’s Kindle ist/hat sein eigenes Ökosystem, wie das heute so schön heißt, vergleichbar mit Apple/iTunes usw. Verkürzt könnte man sagen: Der Hersteller hat die volle Kontrolle, der Kunde einen überdurchschnittlichen Komfort. Aber: Auch ein komfortables Gefängnis bleibt ein Gefängnis. Das sollte man wissen, bevor man sich auf den Kindle einlässt. eBooks für den Kindle gibt es in einem kopiergeschützten Format. Dieses DRM (Digital Rights Management) soll sicher stellen, dass bei Amazon gekaufte Bücher nur auf Geräten und Apps gelesen werden, die auf ein Amazon-Konto registriert sind. Das funktioniert im Prinzip wie bei Apple, wo gekaufte und geliehene Filme nur auf Geräten abgespielt werden können, die mit einem iTunes-Konto verbunden sind. Diese Einschränkung wird in gewissem Sinn durch ein hohes Maß an Komfort wettgemacht. Ich muss nie darauf achten, auf welchem Gerät – Kindle, PC, Smartphone – meine eBooks gerade gespeichert sind, da ich sie jederzeit (erneut) vom Amazon-Server herunterladen kann. Auch spielt es keine Rolle, wenn ich zwar lesen will, aber zu bequem bin, den Kindle mitzunehmen – ich lese am Morgen in der Straßenbahn auf dem Smartphone einfach genau da weiter, wo ich am Abend zuvor auf dem Kindle aufgehört habe. Das klappt deshalb, weil es für PC/Mac und Smartphones Kindle-Apps gibt und die gesamte Lektüre über die Gerätegrenzen hinweg synchronisiert wird. Dazu genügt es, dass die Geräte sich im gleichen WLAN befinden.
Für den Kindle habe ich mich entschieden, weil ich meist englische eBooks lese und Amazon hier das größte und preiswerteste Angebot hat. Viele Bücher gibt es als spezielle Kindle Editions für sehr wenig Geld, manchmal schon ab 1 €. Leider ist der gleichzeitige Einkauf bei amazon.com und amazon.de nicht mehr möglich. Man muss sein Konto für eBooks entweder in den USA oder in Deutschland führen; ein Wechsel hin und zurück ist jederzeit möglich.


Praxis
Manchmal vermisse ich das Stöbern im Buchladen und gelegentlich kaufe ich auch noch ein gedrucktes Buch, aber nur wenn es für die Darstellung auf dem Kindle ungeeignet ist (Bildband u.ä.). Ansonsten vermisse ich die gedruckten Bücher nicht wirklich. 
Bücher kaufen läuft seit dem Kindle ganz anders ab. Während ich mir früher entweder Notizen machte, wenn ich von einem für mich interessanten Buch las/hörte (und dann im Buchladen die Notiz meist nicht dabei hatte) oder einfach im Buchladen stöberte, läuft das jetzt ungefähr so ab: Ich lese eine Rezension oder stoße auf eine Buchempfehlung, gehe an den Rechner, schaue ob es das Buch als eBook bei Amazon gibt und lade mir eine kostenlose Leseprobe herunter. Gefällt mir die Leseprobe, kaufe ich das Buch mit einem Klick, meist abends, wenn ich noch eine Weile im Bett lese.
Inzwischen habe ich ein paar Dutzend eBooks auf dem Kindle. Mal lese ich tage- oder wochenlang am gleichen Buch, manchmal springe ich zwischen den Büchern hin und her. Einige der eBooks haben eine eingebaute Vorlesefunktion. Wenn die Augen müde sind, aber der Verstand noch halbwegs wach ist, stöpsele ich den Kopfhörer ein und höre einfach zu. Das ist durchaus erträglich, wenn auch nicht vergleichbar mit einem Audio-Book. Die Qualität der Darstellung auf dem E-Ink Display des Kindle ist ausgezeichnet, die Navigation ist einfach und das Gerät ist leicht genug, damit einem die Arme nicht schwer werden. Der größte Vorteil gegenüber Lesegeräten mit LCD-Bildschirm besteht wohl darin, dass ich auch bei direkter Sonneneinstrahlung hervorragend lesen kann (dafür muss ich abends das Licht einschalten …). Zur Not eignet sich der Kindle auch als MP3-Player und (sehr rudimentäre) kleine Surfstation. Internetadressen lassen sich mit der Tastatur noch recht einfach eingeben, das Navigieren auf den Seiten mit dem Steuerkreuz ist mühsam. Aber um kurz mal einen Wikipedia-Artikel aufzurufen oder bei Spiegel Online rein zu schauen reicht es.


Diese kleine Zwischenbilanz ist also durchaus positiv. Ich wollte nur noch ungern ohne den Kindle sein. Daheim ist es ganz angenehm, den Kindle zu haben. Fast unverzichtbar ist er mir inzwischen auf Reisen geworden. Keine langen Überlegungen mehr, welche Bücher ich mitnehmen will und ob sie noch in den Koffer passen. Ich habe sie immer alle dabei und es können jederzeit neue dazukommen.

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