Nebenstellentelefonie

Noch eine (besonders elegante) Variante zum Thema kostenlos telefonieren. Viele Jahre hatte ich in meinem Haus in Irland einen Festnetzanschluss und meine Telefonate nach Hause liefen über den VOIP-Dienst Jajah, der inzwischen eingestellt wurde. Dann wurde mir der Festnetzanschluss zu teuer – 4 Monate nutzen, 12 Monate Grundgebühr bezahlen – und ich schwenkte zu Skype und/oder Redphone um. Inzwischen telefoniere ich über meine heimische Fritzbox.

Die Anregung dazu kam von einem Artikel in der c’t 23/2014 (kostenpflichtig). Dort wird ausführlich beschrieben, wie man sein Smartphone so an die Fritzbox koppeln kann, dass auch „externe“ Gespräche von Nebenstelle zu Nebenstelle erfolgen. Ich werde mich deshalb hier auf die wesentlichen Schritte beschränken. Übrigens hat die c’t das Thema in Heft 6/2015 (kostenpflichtig) noch mal aufgegriffen und um die Variante der Kopplung zweier (entfernter) Fritzboxen erweitert.

Meine Ausgangssituation: Daheim nutze ich einen Kabelanschluss über eine Fritzbox 6340 mit VOIP-Telefonie, in Irland habe ich einen mobilen Breitband-Zugang über einen Huawei-Mobilfunkrouter. Meine Familie und ich benutzen Smartphones mit iOS, Android und Windows Phone.  Bislang funktionierten Skype und Redphone  im Prinzip, allerdings kommt nicht immer eine zuverlässige Verbindung zustande und das Echo aufgrund der Übertragungslatenz kann lästig sein. Deshalb beschloss ich, die „Nebenstellen-Variante“ mit der Fritzbox auszuprobieren.

Voraussetzungen

Auf der Fritzbox müssen der MyFritz-Dienst und VPN laufen.

MyFritz ist ein DynDNS-Dienst von AVM, der sicher stellt, dass die heimische Fritzbox aus dem Internet immer unter der gleichen Adresse erreichbar ist. Die Einrichtung wird auf den AVM-Hilfeseiten beschrieben.

Die VPN-Einstellungen werden unter „Internet“ –> „Freigaben“ –„VPN“ vorgenomen. Auf den Hilfeseiten von AVM wird detailliert erklärt, wie das funktioniert. Man kann sich sogar die komplette Konfiguration herunterladen, was später beim Einrichen von VPN auf dem Smartphone sehr hilfreich ist, schon wegen der sehr kryptischen myFritz-Adresse.

Einrichtung

Fritzbox
(Ansicht „Erweitert“ auswählen!)

  1. Unter „Telefonie“ –> „Telefongeräte“ unten „Neues Gerät einrichten“ auswählen. Dann „Telefon“ auswählen und auf der folgenden Seite „LAN/WLAN (IP-Telefon)“. Eine Bezeichnung eingeben und „Weiter“. Auf der folgenden Seite wird der Benutzername (=Nummer der „Nebenstelle“) angezeigt und ein Feld für das Kennwort. Unbedingt ein sicheres Kennwort eintragen, da bei unbefugter Benutzung Kosten entstehen können. Die Nummer des Festnetzanschlusses bestätigen und dann „Alle Anrufe annehmen“ markieren. Zum Schluss auf „Übernehmen“ klicken.
  2. Das neue Telefon taucht nun in der Liste  „Telefoniegeräte“ auf (z.B. als IP-Telefon 1). Jetzt muss man den Eintrag für dieses Telefon durch einen Klick auf das Editiersymbol bearbeiten. Im oberen Menü auf  „Anmeldedaten“ klicken und – dies ist der entscheidende Schritt – ein Häkchen vor „Anmeldung aus dem Internet erlauben“ setzen und mit „OK“ bestätigen.

Smartphone

VPN einrichten

Das Smarthone verbindet sich per VPN mit der Fritzbox. Wie VPN für die Verbindung zur Fritzbox unter Android und iOS eingerichtet wird, erklärt AVM auf seinen Hilfeseiten.

Die Schritte, um VPN unter Android und iOS einzurichten, ähneln sich.  Um eine VPN-Verbindungs zu erstellen braucht man (hier am Beispiel iOS):

  1. Serveradresse (d.h. den kryptischen Namen der Fritzbox nach dem Muster xxxxxxxxxxxx.myfritz.net)
  2. Account (Namen des Benutzers auf der Fritzbox, der von aussen zugreifen darf)
  3. Passwort (für diesen Account)
  4. Shared Secret (wurde beim Einrichten von VPN auf der Fritzbox generiert)

Um mir die (fehlerträchtige) Eingabe von Serveradresse und Shared Secret zu erleichtern, habe ich mir selber eine Mail geschickt, die als Anhang das PDF enthielt, das bei der Einrichtung von VPN auf der Fritzbox erzeugt wurde. So konnte ich Serveradresse und Shared Secret einfach kopieren.

vpn_ipad

Fritzfon-App einrichten

Die Fritzfon-App gibt es für Android und iOS. Bevor die App eine Verbindung zur heimischen Fritzbox herstellen kann, muss natürlich VPN auf dem Smartphone gestartet werden. Ich telefoniere meist mit dem iPad – nein, ich halte es mir nicht ans Ohr, es liegt vor mir auf dem Tisch … Auf dem iPad sieht die App dann so aus:

fritzfonfritzfon

 

„Telefon“ ist das schnurlose Telefon daheim. Ich kann es über **2 anrufen. Da meine Frau und meine Tochter die Fritzfon-App auf ihren Smartphones installiert haben, kann ich sie unter **6xx dort erreichen, so lange sie sich im WLAN-Bereich der Fritzbox aufhalten. Umgekehrt kann ich unter **6xx auf meinem Smartphone (Android) oder dem iPad angerufen werden – vorausgesetzt von meiner Seite aus wurde eine VPN-Verbindung aufgebaut.

Das Ganze funktioniert sehr zuverlässig und die Sprachqualität ist ausgezeichnet. „Echos“ gibt es überhaupt keine.

Update

Friedrich Koch hat in diesem Artikel https://docs.google.com/file/d/0B4_UzuhdQ9jPSmZ1aGVYV2xQbmM sehr viel ausführlicher und detaillierter als ich beschrieben, wie man ein Smartphone oder Netbook als Nebenstelle des heimischen Festnetzes nutzen kann.

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2 Antworten zu Nebenstellentelefonie

  1. Guten Tag Herr Bauer,

    ich habe Ihren Bericht mit Interesse gelesen und möchte Ihnen dazu meine Variante vorstellen, die das Ergebnis diverser Recherchen und Tests war; inzwischen benutze ich die im folgenden Link beschriebene Vorgehensweise mit guten Ergebnissen:

    https://docs.google.com/file/d/0B4_UzuhdQ9jPSmZ1aGVYV2xQbmM

    Alles Gute, F. Koch

  2. Uli Bauer sagt:

    Hallo Herr Koch,

    vielen Dank für den Hinweis. Eine sehr interessante und ausgezeichnet dokumentierte Variante. Ich werde den Link in meinen Beitrag aufnehmen.

    Viele Grüße
    Uli Bauer

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