HTML-Handout

Inhalt

 

Vorwort

Teil 1: Unternehmensporträts

1) Exportschlager aus Stuttgart - Zuffenhausen - Porsche AG

2) Nur Lichtmaschinen und Pumpen? - Robert Bosch GmbH

3) Mehr als nur Briefträger - Deutsche Post AG

4) Vom Hebedrehwähler zur Digitaltechnik - Deutsche Telekom

5) Compounder für die ganze Welt - Werner & Pfleiderer

6) Konsortium der Sterne - Daimler-Chrysler

7) Schaffe, spare, Häusle baue - Süd West - LB

8) Arbeitslos = Chancenlos? - Neue Arbeit gGmbH

9) Weltweit im Bild - Kodak

Teil 2: politische Aussagen und Fazit

10) Aussagen des CDU Schatzmeisters Rolf Kurz zum Wandel in der Arbeitswelt

11) Aussagen der Grünenpolitikerin Sabine Schlager zum Wandel in der Arbeitswelt

12) Aussagen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ute Kumpf zum Wandel in der Arbeitswelt

13) Fazit aus den politischen Aussagen

14) Aussagen des Marxismus zur Arbeit

15) Veränderte Bedingungen am Arbeitsmarkt

16) Ansprechpartner und Firmen

 

--Begin--

 

Stuttgart im Mai '99

Werter Leser!

Die am 27.9.1998 neu gewählte Bundesregierung hat nun also versprochen, neue Impulse für die Erschaffung von Arbeitsplätze zu geben, da sie scheinbar erkannt hat, daß die wachsende Arbeitslosigkeit eine Gefahr für das funktionierende Staatsgefüge und seine Bürger darstellt. Nicht nur die jährlichen Kosten von 7 Milliarden DM pro 100 000 Arbeitslose sondern auch die zunehmende Schere zwischen Arm und Reich, die durch die Arbeitslosigkeit weiter auseinandergetrieben wird, bilden dieses Risiko. Die Frage, weshalb eigentlich die Arbeitslosenzahlen in der Vergangenheit ständig derart gestiegen sind, ist Grund genug einmal die teilweise gravierenden Änderungen zu betrachten, die sowohl am Arbeitsmarkt als auch in den Firmen mit ihrem Wertesystem aufgetreten sind. Nicht erst seit gestern haben sich Arbeitsplatz und Familie sowohl räumlich als auch zeitlich konkret voneinander getrennt, was für den einzelnen Arbeiter mehr Freiheit bedeutete. Die mittelalterlichen Zustände, wo beispielsweise der Schuster im Erdgeschoß seine Wohnung hatte, während im Rest des Hauses die Familie gewohnt hat, sind längst vergessen. Vielfach sind jedoch die alten, traditionsgemäß weitergegebenen Werte noch immer die bestimmende Kraft bei der Arbeitssuche und bei der Ausübung eines Berufes: Die vom einzelnen Bürger verrichtete Arbeit ist ein Teil seiner Identität, sein Beruf prägt sein Leben und bestimmt oft genug auch das soziale Umfeld, in dem sich der einzelne Arbeiter bewegt. Gute Beispiele für die Prägung des Lebens auf die verrichtete Arbeit und die Definition über den Arbeitsplatz sind die Traditions-Firmen Bosch und Werner & Pfleiderer, deren Mitarbeiter sich voll und ganz mit den Unternehmen identifizieren.

Erwerbstätigkeit ist, so könnte man sagen, abhängig von der Höhe des jeweiligen Einkommens der Schlüssel zur gesellschaftlichen Akzeptanz oder auch der Schlüssel zu einer bestimmten Schicht unserer Gesellschaft. Erst durch Arbeit erlangt der einzelne Mensch also bei anderen Anerkennung und wird in die Gesellschaft integriert. Zwar ist die soziale Zuordnung und oft sogar das ganze Leben vieler Menschen an der Erwerbsarbeit ausgerichtet, doch hat im Laufe der Zeit ein gravierender Wandel der Werte stattgefunden:

Der Wille zur Leistung ist zwar bei den meisten Beschäftigten jeglicher Betriebe und Unternehmen noch immer ungebrochen, doch erhalten durch neue Techniken und Verfahren, die den Beschäftigten die Arbeit zu großen Teilen erleichtern oder abnehmen andere Bereiche des Lebens eine immer größere Bedeutung, da für sie in der Arbeitswelt der Zukunft mehr und mehr Zeit übrigbleiben wird. Durch viele kleine gesellschaftliche und politische Umbrüche hat sich die alte Struktur des Arbeitsmarktes zurückgebildet, sie ist praktisch von einer grundlegenden Neustrukturierung in der Arbeitswelt aufgefressen worden. Der Effekt, den die arbeitende Bevölkerung an dieser Struktur am schmerzlichsten bemerkt, ist, daß durch neue Produktions-Techniken eine immer höhere Stufe der Produktivität erreicht werden kann ohne, daß neue Arbeitsplätze entstehen. In arbeitstheoretischen Thesenpapieren ist hierbei oft von "jobless growth" oder auch vom "Kapitalismus ohne Arbeit" die Rede- Ein treffender Begriff: Sorgt doch diese Entwicklung nicht etwa nur dafür, daß die Arbeitslosenzahlen gleich bleiben, sondern trägt sogar noch massiv zu deren Anstieg. Darüber hinaus hat es in der Nachkriegszeit eine Verschiebung bei den Sektoren der Arbeit gegeben: Der Trend bewegte sich weg von der Industriearbeit, hin zur Dienstleistungsgesellschaft. Entgegen vieler Erwartungen und Hoffnungen konnte der Sektor Dienstleistung jedoch nicht all jene aufnehmen, die in den Industriebetrieben aus wirtschaftlichen Gründen sozusagen "wegrationalisiert" wurden. Zwar fanden einige wenige neue Arbeitsplätze bei Dienstleistungsunternehmen, doch schon jetzt ist in diesem Sektor derselbe Trend zu erkennen wie bei den Industrieunternehmen: Durch immer neue, bessere Möglichkeiten und beschleunigte Arbeitsprozesse kommt es zu eben jenen tiefgreifenden Veränderungen, die bereits im industriellen Sektor Arbeitsplätze gekostet haben. Es stellt sich allerdings die Frage, auf welche Weise man diese Vorgänge vermeiden oder mit weniger Entlassungen gestalten kann.

Wir haben uns deshalb nun entschieden, Firmen aus unserem näheren Umkreis auf solche Veränderungen und Prozesse hin zu durchleuchten und in kurzen Porträts zusammenzutragen, was sich in den einzelnen Firmen getan hat. Nun können wir natürlich nicht jede kleine Firma unter die Lupe nehmen, doch werden wir versuchen, die am Arbeitsmarkt existierenden Trends am Beispiel der größeren Stuttgarter Firmen offenzulegen und mit Vertretern der Politik deren Standpunkt gegenüber diesem Thema zu erörtern.

 

Stellvertretend für das gesamte Projektteam "Arbeit im Wandel"

 

.........................

Der Verfasser Martin Ott

 

1) Exportschlager aus Zuffenhausen

Die Verschiedenen Arbeitsbereiche bei Porsche

Porsche hat im Mittleren Neckarraum etwa 7.000 Mitarbeiter, die an drei verschiedenen Standorten im Großraum Stuttgart arbeiten, von denen an jedem ein anderer Unternehmensteil sitzt:

Das Porsche-Stammwerk mit zwei Dritteln der Mitarbeiter befindet sich in Stuttgart-Zuffenhausen. Im Stammwerk befinden sich der Vorstandsvorsitz, die Produktions-Einrichtungen und der gesamte Verwaltungsapparat der Firma Porsche.

Porsches Forschungs- und Entwicklungszentrum hat seinen Sitz in Weissach. Hier arbeiten meist über 200 Ingenieure an der Konstruktion neuer Fahrzeuge bzw. an der Fortentwicklung der bereits in Produktion befindlichen Modelle.

In Ludwigsburg befindet sich Porsches Abteilung für Vertrieb und Marketing. Hier werden unter anderem Werbebroschüren und ähnliche Druck-Erzeugnisse hergestellt. In Ludwigsburg befindet sich auch die Redaktion des Porsche-Kundenmagazins Christophorus.

Die Krise anfangs der 90er

Anfang der 90er gab es eine Krise bei Porsche das Unternehmen hing, wie sich unsere Gesprächspartnerin Frau Deckstein ausdrückte am Tropf, wofür diverse Gründe ausschlaggebend waren:

Der veränderte Dollarkurs gegenüber der D-Mark und die etwas zu umständlichen und damit zu teuren Produktionsvorgänge verursachten nicht mehr marktgerechte Preise, die zu einer Stagnation der Exportzahlen führten, da viele der Kunden neben den Preisen auch das Image für nicht mehr zeitgemäß hielten.

Die Krise des Unternehmens führte zu umfangreichen Erneuerungen von alten, bis dato als erfolgreich geltenden Strukturen, was jedoch durch Sozialpläne und Frühberentung mit erheblich weniger Entlassungen verbunden war, als eine Umstellung auf dem bislang beschrittenen konventionellen Wege. Nachdem die Krise jedoch endgültig überwunden war, folgten wieder Einstellungen von Arbeitern, was zur Folge hatte, daß Porsche mehr Arbeitsplätze bot, als vor der Krise. So plant Porsche Ende der 90er eine neue Baureihe, namentlich ein Geländefahrzeug, was etwa 200 Arbeitsplätze für Ingenieure bringt.

Veränderungen bei Porsche

Weiterhin werden, wie bei den meisten anderen Firmen auch bei Porsche Einsparungen durch den Abbau von Hierarchieebenen erreicht, da sich durch mehr Teamarbeit eine weitaus höhere Effizienz erreichen läßt.

Durch die Umstellungen auf neue Technologien sind die bislang bekannten traditionellen Berufsbilder nicht direkt betroffen, doch durch neue Produktionsweise gibt es andere Bedingungen für die Arbeit: So ist beispielsweise die Notwendigkeit der Fließbandarbeit nicht mehr gegeben, die moderne Produktion erfordert vielmehr eine erhöhte Bereitschaft und vor allem die Fähigkeit zur Gruppenarbeit.

Die Folgen der forcierten Modernisierung und Umstellung der Produktion sowie der Verwaltung wirken sich jedoch auch auf die Anforderungen an die Ausbildung der Mitarbeiter aus: Immer häufiger sind Mitarbeiterschulungen erforderlich, um das Personal auf den aktuellen Stand zu bringen.

Die Anforderungen an die Arbeitskräfte bei Porsche: Grundsätzlich ist zu sagen, daß auch bei Porsche PC-Kenntnisse und Kenntnisse von Software zur Elektronischen Datenverarbeitung immer vorteilhaft sind, da Computer immer wichtiger werden. Zwar benötigt beispielsweise ein Mechaniker nicht unbedingt Computerkenntnisse, doch hat der Computer mittlerweile in den meisten Bereichen bei der Firma Porsche Einzug gehalten. Wie man sich leicht vorstellen kann, ist beispielsweise in der Presseabteilung eine Arbeit ohne Computer kaum mehr möglich.

Bereits heute sind umfangreiche Prozesse der weltweiten Vernetzung angelaufen, die sowohl zur Vereinfachung vieler Vorgänge führen als auch einen erheblichen Beitrag zur Globalisierung leisten. Bei Porsche ist die Vernetzung mit den Zulieferbetrieben über EDV keine Zukunftsmusik mehr, sie funktioniert beinahe reibungslos. Betrachtet man das Abhängigkeitsverhältnis, in dem Porsche zu den Zulieferer-Firmen steht, so wird die Notwendigkeit der Vernetzung deutlich sichtbar:

Die Produktionsfähigkeit der Firma Porsche ist ohne Zulieferer faktisch nicht gewährleistet:

Porsche hat lediglich eine Fertigungstiefe von 20 Prozent, was im Klartext bedeutet, daß 80 Prozent der in einem Porsche verbauten Teile von Zulieferern bezogen werden. Gerade wegen dieser Abhängigkeit von Fremdfirmen hat Porsche in die Umstrukturierungen anfangs der 90er seine Zulieferer miteinbezogen.

Seit dieser Zeit findet eine enge Zusammenarbeit zwischen Porsche und seinen Partnerfirmen statt, die Produktion von zugelieferten Teilen ist großteils abgesichert, für eventuell auftretende Produktionsausfälle bei Porsches Zulieferern bestehen zur Sicherheit Lösungskonzepte.

Die Zahl der Zulieferer bei Porsche wurde in den letzten Jahren erheblich reduziert: Von einst weit über dreihundert beauftragten Firmen aus der Zuliefererbranche erhalten heute nur noch weit unter hundert Firmen Aufträge aus Zuffenhausen. Von diesen im Verhältnis wenigen Lieferanten jedoch wird eine zuverlässige und pünktliche Lieferung der Waren im "Just-in-Time" Verfahren verlangt.

2) Nur Lichtmaschinen und Pumpen? - Bosch GmbH

Mitarbeiterstruktur

Insgesamt arbeiten ungefähr 190.000 Mitarbeiter für die Robert-Bosch GmbH, von denen etwa ein Zehntel im Großraum Stuttgart beschäftigt ist. Der größte Standort des Unternehmens ist das Werk in Stuttgart-Feuerbach, das allein von seinen Ausmaßen an eine Kleinstadt erinnert und durch eine umfangreiche Infrastruktur rund um die Produktionsstätten (Werkarzt, eigene Werksfeuerwehr, Werkschutz, Kantine etc.) in der Lage ist, sehr vielen Menschen Arbeitsplätze zu bieten. Am Standort Feuerbach sind etwa fünfzig Prozent der Mitarbeiter in mehreren Schichten im Werk für Diesel-Einspritzpumpen tätig, der Rest verteilt sich auf die übrigen für die Infrastruktur eines Großunternehmens notwendigen Bereiche.

Die Robert Bosch GmbH ist eine der wenigen Firmen, die sowohl am Standort Stuttgart als auch insgesamt in den letzten fünf Jahren zunehmende Mitarbeiterzahlen zu verzeichnen hat. Unter den bei Bosch beschäftigten sind nach den uns vorliegenden Informationen

  • 55 Prozent Arbeiter
  • 38 Prozent Angestellte
  • 7 Prozent Azubis

Die Angestellten im Feuerbacher Boschwerk sind zumeist in den Bereichen Einkauf, Verkauf, Materialwirtschaft und Rechnungswesen tätig. Man spricht hierbei unternehmensintern von sogenannten dispositiven Aufgabenfeldern.

Den Schwerpunkt am Standort Feuerbach wie auch unternehmensweit bilden die Arbeiter im Bereich der Teilefertigung.

 

Firmeninterne Schulungsprogramme

Direkt Umschulungen gibt es bei Bosch nicht, wohl aber sogenannte Personalentwicklungsmaßnahmen, die Arbeiter vor dem Sturz in die Arbeitslosigkeit bewahren sollen, wenn ihr Arbeitsplatz aus Gründen der Produktionsumstellung wegfallen würde. Sobald solch eine Umstellung geplant wird, erhalten die Betreffenden ein Angebot zum Erwerb von Versetzungsqualifikationen.

Wenn beispielsweise ein Produkt bald nicht mehr auf den Maschinen gefertigt wird, welche die Arbeiter kennen, werden die Arbeiter so geschult, daß sie auch mit neuen Maschinen in der Lage sind, das Produkt weiterhin zu produzieren.

Über die Personalentwicklungsmaßnahmen hinaus bietet die Robert-Bosch GmbH Firmenexternen, die eine von Arbeitsämtern organisierte Umschulung machen in regelmäßigen Abständen Praktika in allen Bereichen der Werke an.

Berufsgruppen und Anforderungen

Von den eigenen Mitarbeitern verlangt Bosch die Orientierung hin zur Teamarbeit und während jeder Arbeitsphase das Lernen bei der Arbeit- Die Hauptsächliche Form des Lernens im Unternehmen ist das aufgabenbezogene Lernen vor Ort, also das "Learning while doing"

Bei der Firma Bosch ist eine breit gefächerte Palette von Berufen und Stufen des Qualifikationsniveaus zu finden. Wie sich ein Mitarbeiter ausgedrückt hat, "stellt Bosch alles ein" - Nur einige wenige Berufe, die bei Bosch zu finden sind:

  • Ingenieure
  • Betriebswirte
  • Facharbeiter
  • Juristen
  • Sachbearbeiter
  • Industriekaufleute

Bei den Beschäftigungszahlen zeigt sich in der Firma Bosch ein ganz deutlicher Trend: Es sind wohl auch in der Zukunft weder Zuwächse noch Entlassungen zu erwarten, die Zahlen werden sich trotz der Zuwächse in letzter Zeit wohl auf dem jetzigen Niveau einpendeln- Dies ist nicht weiter verwunderlich, wenn man sich die Faktoren näher betrachtet, die zu den letzten Zuwachsschüben geführt haben: Neue Produkte, die durch strengere Umweltkriterien, stärkere Preiskämpfe und diverse andere äußere Faktoren beeinflusst sind, führten zu einer leichten Verlagerung beziehungsweise einer Umstellung der Produktion.

Veränderungen bei der Robert-Bosch GmbH

Seit den 80er Jahren ergaben sich bei Bosch beinahe fortlaufend technische und organisatorische Neuerungen, die zur Veränderungen am Arbeitsplatz führten:

Durch die großen Entwicklungssprünge in der Prozessoren- und Computertechnik wird das Entwerfen oder Entwickeln von Plänen etc. am Computer erst im nötigen Ausmaß möglich. Interdisziplinäres Arbeiten erfordert zwar ein größeres Maß Flexibilität bei den Arbeitern, doch wird ein Mitarbeiter, der an mehreren Stellen in einem Unternehmen eingesetzt ist, am Ende vielleicht einen besseren Überblick über Produktions-Standards oder ähnliche Konstanten des Unternehmensalltags haben, als ein Facharbeiter, der nur in einer einzigen Abteilung einzusetzen ist. Eine Form der Arbeit, die sicher Zukunft hat, ist beispielsweise auch die Teamarbeit, unter veränderten, weniger autoritären Formen der Führung und Leitung. Nun kann man bei der Herstellung von Produkten mit festen Normen wie es beispielsweise die von Bosch hergestellten Pumpen sind, nicht viel Kreativität beweisen, doch soll hier die Tatsache nicht unerwähnt bleiben, daß Team- und Gruppenarbeit für kreative Aufgaben bestens geeignet ist, da sich die Ergebnisse solcher Aufgabenstellungen in der Diskussion und in gemeinsamen Arbeitsprozessen am besten realisieren lassen.

Doch auch auf die Bezahlung der Mitarbeiter wirken sich die Umstellungen bei Bosch aus: Von den Arbeitern und Angestellten, wie auch von den Auszubildenden wird bei Bosch eine stärkere Zielorientierung erwartet, als bei manch anderer Firma: Den Beschäftigten wird keine "Anwesenheitsprämie" bezahlt, sie erhalten vielmehr eine Leistungsabhängige Vergütung ihrer Arbeit. Von beinahe jedem Mitarbeiter wird erwartet, daß er sich eigene Ziele für die Arbeit setzt und selbst beurteilt, ob diese erreicht sind oder nicht. Noch einen Schritt weiter geht die Zielsetzung bei den Auszubildenden: Sie lernen nicht mehr stur im Ausbildungszentrum und der Berufsschule, sondern durch das praktische Sammeln von Erfahrungen. So erhalten Azubis beispielsweise den Auftrag, ein bestimmtes Werkstück anzufertigen. Ehe dies allerdings möglich ist, sind einige Vorbereitungen notwendig: Die Auszubildenden müssen als erstes die Abmessungen und den Aufbau der Teile herausfinden, damit sie die entsprechenden Materialien organisieren können. Als nächstes muß in einem Team die Herstellung des Werkstückes besprochen und organisiert werden.

Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern

Die Firma Bosch arbeitet nach eigenen Aussagen mit unzähligen externen Dienstleistern zusammen, die unter anderem Leistungen in folgenden Bereichen erbringen:

  • Umbau von Fabrikhallen und anderen Gebäuden
  • Aufstellung und Wartung von Maschinen
  • Umrüstung von Maschinen
  • Datenverarbeitung und Datenerfassung
  • Referenten für Aus- und Weiterbildung
  • Automatenauffüller
  • Gärtnerarbeiten etc. aus dem sozialen Bereich (Neue Arbeit)

Hierdurch begibt sich die Robert Bosch GmbH natürlich in die Abhängigkeit von anderen Firmen, doch die Kernkompetenzen im technischen Bereich erbringt das Unternehmen durchaus selbst: So werden teilweise sogar die Maschinen zur Herstellung bestimmter Produkte selbst nach den jeweiligen Anforderungen entworfen und auch gebaut. Da das Unternehmen keine Aktiengesellschaft und somit nicht an der Börse vertreten ist, ist auch eine Abhängigkeit von Großaktionären praktisch ausgeschlossen. Zwar ist die Produktion bei Bosch noch immer abhängig von externen Zulieferern, doch ist das Risiko eines Produktionsstillstandes dadurch auf ein Minimum reduziert, daß für ein Produkt mehrere Zulieferer parallel engagiert wurden.

Globalisierung

Bei der Firma Bosch wie bedeutet Globalisierung wie bei den meisten anderen Unternehmen nicht unbedingt Expansion und Erschließung neuer Märkte sondern vielmehr eine Auslagerung der Arbeitsplätze in Länder wo billiger als in Deutschland aber auf demselben Qualitätsniveau wie hierzulande produziert wird.

So hat Bosch mittlerweile zwei Fertigungsbereiche "exportiert": Die Generatoren- Herstellung wurde nach Wales verlagert, das Bosch-Metallwerk wurde nach Spanien verlagert.

Doch nicht nur in der Produktion greift Bosch auf Arbeitskräfte im Ausland zurück- Immer häufiger werden auch Ausbildungen im Ausland durchgeführt, wobei die Firma von den oft besseren technischen Kompetenzen ausländischer Ausbilder profitiert. Um sich die Möglichkeit der Entsendung von Mitarbeitern ins Ausland offenzuhalten ist deren Ausbildung in fremden Ländern von Vorteil. Die in den letzten Jahren stattfindende Globalisierung erfordert, wie sich unser Gesprächspartner Herr Gutzan ausdrückt "ein Feeling für fremde Kulturen und Ansichten" Als weiteren Beitrag zu zunehmender Internationalisierung sieht Herr Gutzan den Studiengang der BA International Business Administration. Dieser Studiengang setzt sich aus vier verschiedenen Komponenten zusammen:

    • Betriebswirtschaftliches Studium
    • Ausländische Dozenten in Deutschland
    • Zwei Praxissemester im Ausland
    • Ein Studiensemester im Ausland

Veränderungen am Arbeitsplatz

Eine offen ersichtliche Tatsache, die allerdings von kaum jemandem mit den Veränderungen in der Arbeitswelt in Verbindung gebracht wird, ist die stetige Zunahme des Verkehrs. Die Verkehrszunahme stellt Betriebe und Arbeiter gleichermaßen vor Probleme bei der Wahrnehmung ihrer jeweils definierten Aufgaben: Für Arbeiter, die ihren Arbeitsplatz beispielsweise nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können oder wollen, wird der zunehmend dichtere Verkehr in den Ballungsräumen mit der Zeit zu einem nicht zu unterschätzenden Stressfaktor- Und somit zugleich zu einem Gesundheitsrisiko. Doch die Auswirkungen des stetig steigenden Verkehrsaufkommens sind auch für Unternehmen deutlich spürbar und wirken sich hin und wieder sogar auf das Geschäft oder die Produktion aus: Mehr und mehr Firmen setzen beispielsweise auf das sogenannte Just-In-Time-Verfahren, um Lagerhaltungskosten von erheblichem Umfang einzusparen. Eine Entwicklung die nicht nur bei der Firma Bosch sondern prinzipiell bei allen Firmen zu erkennen ist, ist der stetige Anstieg der Anforderungen an die Mitarbeiter in allen Bereichen:

Nicht nur sind die Anforderungen im Bereich der Fachkompetenzen höher, sondern auch im sozialen Bereich werden Qualifikationen immer wichtiger: So wird beispielsweise bei Mitarbeitern nicht nur Wert auf eine Mehrfachqualifikation (beispielsweise Mechatroniker) gelegt sondern auch auf soziale, persönliche und in großem Maße auf Problemlösungskompetenzen.

Wertewandel bei der Robert Bosch GmbH

Den Wertewandel, der sich in den Firmen und Betrieben vollzieht, so unser Gesprächspartner Herr Gutzan dürfe man keinesfalls losgelöst vom generellen Wertewandel in der Gesellschaft sehen.

Eine Veränderung der Werte, die unser Gesprächspartner Herr Gutzan bemängelt, zeigt sich vor allem in der Tatsache, daß viele Schüler mit einer "passiven konsumorientierten Haltung" aus der Schule in die Ausbildung kommen und daß die Schüler viel Eigeninitiative zeigen, als noch vor einigen Jahren.

Speziell in den Werken der Robert Bosch GmbH hat in letzter Zeit eine "Emanzipation der Mitarbeiter" stattgefunden, die jedoch mehr oder weniger von der Betriebsleitung gesteuert wurde. Wichtige Konsequenzen dieser Emanzipation waren beispielsweise der Wegfall von autoritären Führungsmethoden, eine höhere Bewertung der Freizeit, die partielle Beteiligung der Mitarbeiter am Erfolg des Unternehmens durch leistungsabhängige Bezahlung. Nicht zuletzt derartige Maßnahmen führten schon immer dazu, daß sich die Mitarbeiter der Robert-Bosch GmbH überdurchschnittlich stark mit ihrem Arbeitsplatz identifizieren.

3) Mehr als nur Briefträger - Die Deutsche Post AG

Verschiedene Arbeitsbereiche bei der Post

Bei der Deutsche Post AG existieren drei große Arbeitsbereiche, die jedoch ineinander übergreifen:

  • Paket
  • Filiale
  • Brief

Den Hauptanteil der Arbeitskräfte stellen die Briefträger, da hier in diesem Bereich keine Automatisierung notwendig bzw. möglich ist. Aus diesem Grund ist die Zustellung auch der teuerste Bereich im Transport eines Briefes überhaupt, sie schluckt über die Hälfte der Transportkosten. Durch die Einrichtung neuer moderner Brief- und Frachtpostzentren wurden in den letzten Jahren Verteilkräfte eingespart. Als Beispiel nannte uns unser Gesprächspartner, der Pressesprecher Herr Gimber folgendes: Eine Verteilkraft kann in 1,2 Stunden 1.000 Briefe sortieren, eine moderne Sortiermaschine schafft es, in einer Stunde bis zu 36.000 Sendungen zu sortieren.

Doch auch die Briefzentren sind weniger geworden: Von 1.000 Stellen sank die Zahl auf 83 Stellen im gesamten Bundesgebiet. Dies bedeutet allerdings, daß beispielsweise auch die Briefe in das Frachtzentrum nach Waiblingen verbracht werden, die innerhalb Stuttgarts verschickt werden sollen.

Veränderungen in der Personalstruktur bei der Post

Zwar wurden alle ehemaligen Postbeamten auch bei der Deutsche Post AG übernommen, doch wird auf Dauer eine umfassende Reduzierung des Beamtenstandes bei der Post angestrebt - Durch neue, gerade in der Entwicklung befindliche Hierarchiestrukturen können die nun noch verbliebenen Beamten durch ihre eigene Leistung aufsteigen.

Durch Sortiermaschinen und Förderanlagen werden Elektromechaniker und Installateure benötigt. Die Ausbildung für diese Berufe kann bei der Post absolviert werden. Weiter gibt es die Möglichkeit zu einer Ausbildung zur Fachkraft für Brief- und Frachtverkehr (Von der IHK anerkannter Beruf).

Zwar machen moderne Sortiermaschinen Sortierkräfte fast unnötig, doch 15 Prozent aller beförderten Briefe können noch immer nicht von Maschinen sortiert werden, weshalb es den Beruf des Briefsortierers auch weiterhin geben wird.

Für eine Ausbildung bei der Post können folgende Studiengänge von Vorteil sein:

  • Abgeschlossener Besuch der Berufsakademie
  • Studium der Betriebswirtschaftslehre
  • Jurastudium mit Fachrichtung Arbeitsrecht

Durch die Technisierung geht die Anzahl der Beschäftigten in einfachen Berufen bei der Post zurück, da menschliche Arbeitskraft in den nächsten Jahren so weit wie möglich durch Maschinen ersetzt werden soll. So sollen beispielsweise die Briefträger ihre Briefe nicht mehr selbst sortieren, sondern von Maschinen die sortierten Briefe in Empfang nehmen.

Neue Geschäftsfelder

Die Deutsche Post hält im Bereich der Frachtpost lediglich einen Marktanteil von 26 Prozent, sie kann sich jedoch trotzdem am Leben erhalten, da sie Logistik und Dienstleistungen für andere Firmen übernimmt:

Die Firma Schuh-Rieker beispielsweise produziert nur noch ihre Schuhe, die Deutsche Post AG nimmt die Bestellungen der Schuhgeschäfte an und liefert die Ware aus. Für Siemens in Erlangen z.B. führt die Post eine sogenannte "In-Haus-Poststelle", wo der ganze Brief- und Frachtverkehr des Siemens-Werks Erlangen erledigt wird.

Weiter bietet die Post großen Unternehmen die Möglichkeit zur Verschickung von Serienbriefen über sogenannte E-Post-Stationen: Kunden-Adressen und der Entwurf eines Serienbriefes werden auf elektronischen Speichermedien in solche Zentren geschickt, die weitere Verschickung der Briefe erfolgt von dort aus und nimmt die Zeit des Unternehmens nicht mehr in Anspruch.

Frachtzentren

In der gesamten Bundesrepublik unterhält die Deutsche Post AG 33 Frachtzentren, die Knotenpunkte für den gesamten Frachtverkehr sind. Selbst der innerstädtische Frachtverkehr wird aus Gründen der Kosteneinsparung über die Frachtzentren auf dem "flachen Land" abgewickelt. So wird beispielsweise ein innerhalb Stuttgarts verschicktes Paket erst nach Köngen gefahren, um dann wieder nach Stuttgart zurückgefahren zu werden- Dieser Transport ist noch immer billiger als die Sortierung in Stuttgart wäre, da in den Frachtzentren Waiblingen und Köngen große, moderne Sortiermaschinen stehen, die billiger sind als menschliche Sortierkräfte.

Arbeit im Wandel bei der Post

Traditionelle Berufe wie Schriftsetzer und "Verteilfrau" sind durch den Einzug moderner Technik einfach weggefallen. In der Oberpostdirektion gab es früher Schreibstellen mit zentraler Diktieranlage, wo über Telefon auf Band diktiert wurde, was man geschrieben haben wollte. Heute läuft die meiste Korrespondenz Per E-Mail, Fax oder sonstige E-Kommunikation.

Durch neue elektronische Systeme in den einzelnen Post-Filialen wird eine größere Kundenfreundlichkeit erreicht- So hat beispielsweise der Postbeamte keine Listen mehr, in denen er ewig herumblättert, sondern das moderne E-Post-System, über das sowohl die Dienste der Post als auch die der Postbank rasch und einfach abzuwickeln sind.

4) Vom Hebedrehwähler zur Digitaltechnik - Deutsche Telekom

Die Direktion und ihre Aufgaben

Die Telekom-Direktion Stuttgart ist für die Steuerung der 12 Niederlassungen im Bezirk Südwest verantwortlich, der einer von sechs Bezirken in der ganzen Bundesrepublik ist.

Der Bezirk Südwest:

  • Konstanz
  • Ravensburg
  • Offenburg
  • Ulm
  • Reutlingen
  • Göppingen
  • Schwäbisch Hall

In diesen Niederlassungen arbeiten zwischen 6.000 und 6.500 Beschäftigte, in der Stuttgarter Direktion arbeiten etwa 100 Beschäftigte.

Die Aufgaben der Direktion:

  • Controlling
  • Zielmanagement (Absatzziele etc.)
  • Bindeglied zwischen Bonner Zentrale und Niederlassungen

Mitarbeiter Telekom in Stuttgarter Raum

Inklusive des Arbeitsbereichs "Netze" (Leitungen legen, warten etc.), des Bildungszentrums in Stuttgart Vaihingen , des Bildungszentrums in Göppingen, der De-Te-Immobilien und der De-Te-Medien

hat die Telekom etwa 6500 Beschäftigte im Bezirk Südwest.

Die Beschäftigten der Telekom verteilen sich zumeist auf folgende Arbeitsbereiche:

  • Verwaltung
  • Ingenieursbereich (Konzeptentwicklung: Telefon, Daten, Multimedia)
  • Telekommunikationstechnik
  • Handwerklicher Bereich
  • Fernmeldetechniker (Kabel legen etc.)

Trends im Bereich der Arbeitsplätze

Bei der Telekom geht der Beschäftigungstrend zum gut ausgebildeten Handwerker, es gibt definitiv keinen quantitativen Zuwachs, wohl aber eine erhebliche qualitative Verschiebung der Arbeitsplätze, die im Wegfall von veralteten Techniken begründet liegt. So fällt durch digitale Technik beispielsweise die Reinigung mechanischer Hebedrehwähler als Arbeit weg.

Seit 1996- findet ein stetiger Personalabbau statt, der Trend geht in Richtung mehr Leistung durch immer weniger Personal. Von den Arbeitskräften wird eine höhere Flexibilität und eine höhere Grundqualifikation verlangt, sie sind sozusagen schon "Low-Level-Ingenieure".

Trotz der Veränderungen im Bereich der Telekommunikation hat es bei der Telekom bislang keine betriebsbedingten Kündigungen gegeben und bis im Jahr 2000 wird die Telekom 7.000 jungen Menschen einen Ausbildungsplatz bieten.

Zumindest im Jahre 1999 bekommt jeder fertige Azubi auch ein Übernahmeangebot, wenn er flexibel genug ist z.B. einen Wechsel von Freiburg nach Stuttgart oder umgekehrt in Kauf zu nehmen.

Neue Technologien und Änderungen am Arbeitsplatz

In der Direktion Stuttgart und in größeren Niederlassungen haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, für sie relevante Informationen aus dem firmeneigenen Intranet zu beziehen, was die Arbeit in gewissen Bereichen erleichtert. Durch eine sehr stark verbesserte Mobilfunktechnik sind jedoch andererseits auch bessere Kenntnisse der Technik erforderlich, da die Geräte im Aufbau komplizierter geworden sind. Allgemein werden Schreib- und Verwaltungsarbeiten immer häufiger am PC erledigt.

Die Arbeit nach bestimmten Normen ist nicht in einer streng hierarchischen Struktur zu schaffen, in denen Mitarbeiter dirigiert werden; folglich ist der Trend zum mündigen und vor allem teamfähigen Arbeiter nicht mehr zu bremsen.

Die Teamarbeit erstreckt sich jedoch nicht nur auf die Aufgaben des Vorstandes und der Verwaltung sondern auch auf den Vertrieb und das Geschäft in den Telekom-Läden: Jeder Verkäufer hat sein "Back Office": Personal, das Verkauf, Bestellung und Logistik umsetzt.

Wertewandel bei der Telekom

Früher war bekanntlich die Post für die Telekommunikation verantwortlich, die Beschäftigten waren Beamte- Aus dieser Zeit stammt auch die behördliche Organisationsstruktur der Telekom, die jedoch langsam aber sicher verloren geht, da sich die Telekom der Marktwirtschaft anpassen muß.

Für die Arbeitskräfte der Telekom, die früher den Beamtenstatus innehatten bedeutet die Umwandlung der Telekom in ein nichtöffentliches Unternehmen eine erhebliche Umstellung: Als Beamte bekamen die Beschäftigten sozusagen "Anwesenheits-Prämien", ganz gleich wieviel sie arbeiteten. Heute würde es wohl keiner der Mitarbeiter mehr wagen, sich für das Nichtstun bezahlen zu lassen: Wenn heute die Arbeitsleistung nicht stimmt, ist schließlich der Arbeitsplatz in Gefahr.

5) Compounder für die ganze Welt - Krupp- Werner & Pfleiderer

Allgemeines:

Die 1879 gegründete Firma Werner & Pfleiderer produzierte früher Backmaschinen, heute produziert sie sogenannte Compounder, also Knetmaschinen für die Kunststoff- aber auch für die Lebensmittelproduktion.

Das Stammhaus von W&P befindet sich in Stuttgart, die Produktionsstätten befinden sich in Stuttgart und in Ramsey (USA).Von den 1100 Mitarbeitern des Unternehmens arbeiten etwa 800 in Stuttgart.

Neben den beiden Produktionsstandorten (s.o.) unterhält W&P Niederlassungen in den USA, in Mexiko, Schweden, Großbritannien, Belgien, Paris, Tokio, Mailand.

Die Produktion und die Anforderungen dafür

Motor und Getriebe für die Compounder werden von W&P zugekauft, die Verfahrensteile, also Schnecken und Wellen hingegen werden selbst gefertigt. Zur Fertigung dieser Teile ist eine sehr hohe Präzision bei der Bearbeitung von Metall notwendig, für die gute bis sehr gute Mitarbeiter benötigt werden.

Deshalb bestehen konkrete Pläne in den nächsten Jahren an die Schulen im Einzugsgebiet heranzugehen und für die Ausbildung zu werben. Die Ausbildungsberufe bei Werner und Pfleiderer im einzelnen: (Kunststoff - Compounder)

  • Industriekaufleute
  • Technische Zeichner
  • Zerspanungsmechaniker
  • Industriemechaniker
  • Elektroniker
  • Diplom-Betriebswirt (BA)
  • Maschinenbau (BA)
  • Elektrotechniker

W&P bildet noch keine Mechatroniker aus, weil in der Fertigung Spezialisten für alle Bereiche benötigt werden und der Beruf des Mechatronikers zwar eine Mehrfach-Qualifikation bedeutet, die jedoch keine Vollqualifikation in den einzelnen Bereichen sein kann. Aus diesem Grund ist ein Mechatroniker als Monteur für die von W&P hergestellten Maschinen ungeeignet.

Die Monteure leiten Arbeitskräfte der Kunden an, damit diese teilweise selbst Reparaturen durchführen können. Also müssen bei W&P beschäftigte Monteure teilweise auch über gewisse didaktische Fähigkeiten verfügen.

Bessere Qualität durch Orientierung nach "links und rechts"

Statt des Einzelakkords ist bei W&P vielfach das Arbeiten im größeren Verband nötig. Wenn dem einzelnen Arbeiter im Verband der Zweck seiner Arbeit bekannt ist, so ist das Ergebnis auf jeden Fall für die angestrebten Ziele geeignet. In Zukunft werden bei W&P also vor allem sehr qualifizierte Mitarbeiter eingesetzt, die zur Teamarbeit sehr gut geeignet sind.

Um die Arbeit effektiver zu machen und um die Mitarbeiter zu mehr Kreativität anzuregen werden bei Werner und Pfleiderer jährlich firmeninterne Wettbewerbe ausgeschrieben, bei denen die sinnvollsten und kreativsten Verbesserungsvorschläge mit Autos und anderen Sachpreisen belohnt werden; es wird sozusagen die "schwäbische Tüftlermentalität" belohnt. Vielleicht rührt auch daher die Werksphilosophie, die viele Mitarbeiter zu überzeugten "WP-lern" macht.

"Wir machen Maschinen, alles andere interessiert uns nicht!"

Bei Werner und Pfleiderer werden all die Bereiche von Fremdfirmen abgedeckt, die nicht direkt mit der Produktion von Maschinen zu tun haben. So werden folgende Sparten von Fremdfirmen abgedeckt:

  • Kantine
  • Hausdruckerei
  • Telefonzentrale
  • Werkschutz

6) Konsortium der Sterne - Daimler-Chrysler

Die Arbeitsbereiche Bei Daimler-Chrysler

Die Arbeitsbereiche bei Daimler Chrysler sind neben den Berufen in der Produktion die klassischen Funktions- und Vertriebsbereiche:

  • Vertrieb
  • Personalwesen
  • Finanz und Controlling
  • Geschäftsbereiche PKW und Nutzfahrzeug

Umschulungen

Der Bereich der Fort- und Weiterbildung wird bei Daimler-Chrysler großgeschrieben, es werden zahllose Seminare angeboten, die Mitarbeiter teilweise auch in der Freizeit besuchen. Der Besuch dieser Seminare ermöglicht oftmals einen angestrebten unternehmensinternen Wechsel des Tätigkeitsbereiches. Wer zur Weiterbildung bereit ist, dem stehen in der Firma Daimler-Chrysler alle Türen offen.

Entlassungen und Einstellungen

In den letzten Jahren wurde bei Daimler-Chrysler niemand aufgrund betrieblicher Umstellungen oder veränderter wirtschaftlicher Bedingungen entlassen; durch den Zusammenschluß mit Chrysler wurden sogar neue Arbeitskräfte eingestellt, auch in Zukunft ist ein generelles Wachstum des Unternehmens zu erwarten. Hierbei dürfte es keine Probleme geben, den entstehenden Bedarf an Arbeitskräften zu decken, da DC etwa dreißig Bewerbungen für eine Stelle erhält. Um Aussichten auf eine Stelle bei Daimler-Chrysler zu haben sind Abitur oder mittlere Reife erforderlich, die Noten in den Hauptfächern sollten keinesfalls schlechter als ausreichend sein.

Neue Berufsgruppen

Der klassische Beruf der Bürogehilfin ist verschwunden, heute werden zum Großteil Kauffrauen für Bürokommunikation beschäftigt.

Am Standort Stuttgart werden wie es bei großen Unternehmen üblich ist die Computer immer auf dem neuesten Stand gehalten, was häufig Schulungen zur neuen Software erfordert. (Siehe auch Kapitel 6.2)

Die Entwicklung der Modernisierung begann praktisch mit der elektrischen Schreibmaschine, setzte sich mit der Speicherschreibmaschine fort und führte dann über das heute uralte Programm PC-Text 4, zu Powerpoint, Access, Winword, Intranet, Internet etc. zur Nutzung für Recherchen, sowohl für Azubis als auch für Angestellte.

Schlüsselqualifikationen für Azubis bei DC:

  • Verantwortungsfähigkeit
  • Teamfähigkeit
  • Konfliktbereitschaft
  • Problemlösefähigkeit
  • Präsentation, Selbstsicherheit
  • Richtige Einschätzung der Fähigkeiten

Technische Neuerungen an Arbeitsplätzen

Durch Vernetzung einzelner Büros bzw. ganzer Firmenkomplexe untereinander wird beispielsweise eine schnellere Beantwortung von Anfragen (Per E-Mail usw.) erwartet. Dadurch und durch die stetig anwachsende Informationsflut wird der Arbeitsalltag stressiger.

Die Arbeitsplätze in der innerbetriebliche Ausbildung haben sich jedoch auch in den letzten Jahren nicht verändert: Immer zwei Ausbilder arbeiten mit einem Praktikanten oder einer Praktikantin in einem Büro; es findet eine enge Teamarbeit statt. In der Produktion bei DC brachte die Arbeit in Kleingruppen gute Erfahrungen mit sich.

Wertewandel:

Umbruch wegen des Zusammenschlusses, alte Strukturen brechen auf, Neustrukturierung z.B. der Personalabteilung.

Entstehen einer neuen Unternehmenskultur: Immer offener, mehr Transparenz, mehr Dialog zwischen Führung und Mitarbeitern.

Globalisierung

Edzard Reuter hat bereits zu Beginn seiner Amtszeit einen Prozeß der unter-nehmensweiten Globalisierung mit dem "Einkauf" von Firmen begonnen, da er gemerkt hat, daß die Firma neue, zusätzliche Standbeine brauchte um sich am Markt zu behaupten.

Der Zusammenschluß mit Chrysler war ein weiterer Schritt auf dem Weltmarkt.

 

7) Schaffe, spare, Häuslebaue - Süd West - Landesbank

Die L-Bank Baden Württemberg beschäftigt etwa 9.000 Mitarbeiter in 230 Filialen in folgenden Abteilungen:

  • Karlsruhe
  • Mannheim
  • Ravensburg
  • Friedrichshafen
  • und Vorstand in Stuttgart

Von einzelnen Ausnahmen wie beispielsweise das Personal der Kantine etc. sind die Mitarbeiter der L-Bank hauptsächlich im Vertrieb oder in der Zentrale und der Abteilung für Stabsarbeit beschäftigt. Um im Geschäft bleiben zu können, werden den Mitarbeitern Maßnahmen zur Weiterbildung angeboten, die sie für die laufende Fortentwicklung im Bankwesen fit machen sollen (Vorstellung von Wertpapieren, PC-Kurse etc.)

Die L-Bank kann nicht ohne Stolz von sich behaupten, dass es in ihren Filialen anders als bei anderen großen Geldinstituten keine betriebsbedingten Kündigungen gab und alles in allem eine niedrige Mitarbeiter-Fluktuation herrscht.

Die Berufsgruppen und die dafür vom Bankhaus selbst erbrachten Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sind durchaus vielfältig: Den Löwenanteil der Ausbildungs-Maßnahmen stellt die klassische Ausbildung der Bankkaufleute dar, doch auch die Ausbildung an der eigenen Akademie der L-Bank ist ein wesentlicher Pfeiler des alltäglichen Betriebs. Nur wenn es sich gar nicht vermeiden läßt, so die Auskunft unserer Gesprächspartnerin nimmt die Personalabteilung teure und unbeliebte Schritte vor wie den Einkauf spezialisierter und fremdausgebildeter Arbeitskräfte vom freien Markt.

Anforderungen an Beschäftigte der L-Bank:

Der alte Grundsatz "Wer bei der Bank arbeitet muß rechnen können "- Ist eigentlich veraltet - Zwar sollte man nicht unbedingt für jede kleine Addition einen Taschenrechner brauchen, wenn man bei der Bank arbeiten will, doch sind für den Umgang mit Kunden wie mit den Kollegen andere Persönlichkeitsmerkmale wichtiger, als die Fähigkeit des schnellen Kopfrechnens: Teamfähigkeit, Fachkompetenz, Freundlichkeit, Engagement, Methodenkompetenz, Toleranz und Leistungswille sind die Charaktereigenschaften, die gemeinhin als Türöffner für eine Ausbildung im Bankwesen gelten.

Gerade durch neue technische Möglichkeiten wie beispielsweise die des erst kürzlich eingeführten Überweisungsautomaten und des Geldautomaten für Fremdwährungen werden technisches Sachverständnis und Interesse auch im Bankwesen in Zukunft eine immer größere Rolle spielen. Um den neuen Trends gerecht zu werden, findet bei der L- Bank momentan die Umwandlung des bislang als normal geltenden Arbeitsplatzes und seiner Gliederung in Vorstand, Bereiche, Abteilungen und Gruppen auf Projektarbeitsplätze statt. Dies bedeutet im speziellen Fall der L-Bank, dass mehr und mehr Themen und Projekte bereichsübergreifend realisiert werden, dass Projektteams somit also zum Alltag gehören. In der Ausbildung findet kaum noch "normale" Arbeit: statt- "Lernprozesse sind hauptsächlich in Projektgruppen besser vermittelbar als in sturem Unterricht von vorne nach hinten" So unsere Gesprächspartnerin Fr. Graeger.

8) Arbeitslos = Chancenlos? - Neue Arbeit gGmbH

Das gemeinnützige Unternehmen Neue Arbeit ist der größte Arbeitshilfeträger im Raum Stuttgart. Die Neue Arbeit war ursprünglich ein Teil der ev. Gesellschaft, jetzt ist das seit 1978 bestehende Unternehmen selbständig.

Zweck: Arbeit spielt eine Rolle bei der Integration und beim Wiederfinden des

Selbstwertgefühls. Hilfe beim richtigen Erlernen der Sprache und Schrift ist hierbei sehr wichtig. Außerdem wird auf persönliche Probleme eingegangen. Diese Maßnahmen sind auf handwerkliche und einfache Berufe ausgelegt.

Anfangs beschränkten sich die Maßnahmen auf die Unterbringung Obdachloser bei Forstprojekten, siehe § 19 BSHG (Hilfe zur Arbeit). Weitere Maßnahmen sind Schuldenberatung und Trainingssitzungen zur korrekten Ausstellung einer Bewerbung. Spricht man von der Kundschaft der Neuen Arbeit, so ist dies im Doppelsinn zu sehen: Sowohl die in Maßnahmen beschäftigen Arbeitlosen, als auch die Betriebe und Firmen, welche die Dienstleistungen der Neuen Arbeit in Anspruch nehmen, sind Kunden der Neuen Arbeit.

Mitarbeiter

160 Mitarbeiter aus Verwaltung, Sozialarbeiter, Anleiter (Handwerksmeister!)

Beschäftigte (Teilnehmer einer Maßnahme): Zur Zeit 650

Bereiche:

  • Produktion und Technik
  • Metallbearbeitung

In der Metallwerkstatt in Feuerbach wird seit 1997 mit modernen Maschinen wie beispielsweise einer MIC-MAC Schweißmaschine und diversen CNC-Maschinen gearbeitet. Vier der in Feuerbach tätigen Anlerner haben eine Doppelqualifikation als Suchtkrankenhelfer. Wie an anderen Standorten auch finden in Feuerbach regelmäßig Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge statt. So ist beispielsweise die Metallwerkstatt im Einvernehmen mit den Beschäftigten zum rauchfreien Arbeitsplatz erklärt worden.

Elektro- und Elektronikrecycling

In Zusammenarbeit mit dem europäischen Entwicklungszentrum von Sony konnte die Neue Arbeit eine moderne Zerlegeanlage für Bildschirmgeräte aufbauen, die künftig als Versuchsanlage zu Zerlegevorgängen, Dauer dieser Vorgänge und Recyclebarkeit einzelner Bauteile Verwendung finden soll. Mit dem Amt für Abfallwirtschaft der Stadt Stuttgart wurde ein Vertrag über das Recycling von Haushaltsgeräten geschlossen.

Elektro- und Elektronikwerkstatt

Die Elektro- und Elektronikwerkstatt der Neuen Arbeit ist auf den Fachgebieten Restgrößenverwertung, Platinenbestückung und Kabelkonfektionierung tätig.

Handwerkliche Projekte

Die Kfz- und Fahrradwerkstatt

Die 1994 gegründete Kfz- und Fahrradwerkstatt der neuen Arbeit bezieht ihre Beschäftigten speziell aus dem Bereich der jugendlichen und der jungen Erwachsenen. In der Werkstatt können sich die Beschäftigten, die oftmals langzeitarbeitslos waren wieder an die Arbeit gewöhnen und sich beruflich neu orientieren.

Die Bauschreinerei

Hier werden die Beschäftigten unter fachlicher Anleitung theoretisch und praktisch an modernen Maschinen ausgebildet, um später trotz der prekären Lage am Arbeitsmarkt für Bauschreiner gute Chancen zu haben.

Der Forst

Im Forst, der eigentlich der erste Arbeitsbereich der neuen Arbeit war, lernen Langzeitarbeitslose den Umgang mit forstwirtschaftlichen Geräten.

Weitere Bereiche:

  • Sozialwesen
  • Kaufmännische Abteilung
  • Bauhandwerk

Anforderungen an in Maßnahmen der neuen Arbeit Beschäftigte:

Prinzipiell muß man sagen, daß die Anforderungen bei der neuen Arbeit niedriger sind als auf dem ersten Arbeitsmarkt, doch in den Grundzügen gleichen die Erwartungen denen des ersten Arbeitsmarktes:

Von Arbeitssuchenden wird ein Minimum an Anpassung- und Leistungswillen erwartet, ansonsten werden keine Mindestanforderungen gestellt, da sich die an Maßnahmen beteiligten Arbeitslosen an den verschiedensten Kursen beteiligen können.

Der Trend für die Zukunft:

Die Neue Arbeit kann in beiden ihrer Kundenkreise einen Zuwachs verzeichnen:

Einerseits hat das Unternehmen mehr und mehr neue Auftraggeber, doch treten auch mehr und mehr Arbeitslose an die Neue Arbeit heran um die eine oder andere Maßnahme oder Leistung in Anspruch zu nehmen.

In letzter Zeit entstehen bei der neuen Arbeit auch verstärkt Prämienarbeitsplätze bei denen sich Sozialhilfeempfänger durch bis zu 20 Stunden Arbeit in der Woche etwas Geld zur "Stütze" dazuverdienen können und zugleich eine Möglichkeit zur Übernahme in Aussicht gestellt bekommen.

9) Weltweit im Bild- Kodak

Die Umstellung der Produktion

Die Produktion von Fotokopierern sollten bei Kodak die Kameraproduktion ersetzten. Da die Kopierer- und Kameraproduktion zwei separate Produktions-Sparten sind, läßt sich die Zahl der benötigten Arbeitskräfte exakt abschätzen, und erlaubt somit eine genaue Planung.

Trotz dieser Umstellung waren keine Entlassungen notwendig. In den achtziger Jahren wurden neue Produktionsbereiche eingeführt (medizinisches Gerät), in die Arbeitskräfte abzubauender Bereiche aufgenommen wurden, die Kameraproduktion wurde langsam gedrosselt. Für viele Mitarbeiter war die Umstellung auf ein höheres technisches Niveau mit großen Schwierigkeiten verbunden.

Möglich wurde diese reibungslose Umstellung zur Kopiererproduktion jedoch nur durch die Mutterfirma in den USA, da von ihr die finanziellen Mittel und das Know- how ausgingen. Die Kodak AG in Deutschland hätte allein nicht die Möglichkeiten zur Expansion gehabt. Es ist leichter, von Tochterfirmen oder durch Zukauf sich Technologiekenntnisse zu erwerben, als sie selbst aufzubauen. Für Kopiererzubehör wie Sortierer hat der Standort Stuttgart eine eigene Entwicklung aufgebaut, basierend auf bereits vorhandenen Kapazitäten.

Mitarbeiterzahlen und Strukturen

Als das Unternehmen früher noch einheitlicher strukturiert war, beschäftigte die Firma etwa 4000 Mitarbeiter. Heute beschäftigt Kodak noch etwa 3000 Menschen in Deutschland, davon 700 am Standort Stuttgart. Kodak AG verkleinerte sich stark. Die Beschäftigungszahlen des weltweiten Konzerns liegen einigermaßen stabil bei etwa 90.000 Mitarbeiter.

In Stuttgart arbeiten die Beschäftigten hauptsächlich in den Bereichen Marketing, Verwaltung und Kundendienst. Diese Bereiche lassen sich jedoch auch wieder differenzieren. Doch auch der Verkaufsbereich läßt sich in einzelne "Business-Units" einteilen, also eigenständige Geschäftseinheiten, welche weitgehend selbständig agieren und Umsatzverantwortung haben und weltweit arbeiten darstellen. Abgedeckt werden dabei Bereiche wie "consume imaging", Medizin, Mikrografie und PMI (Professional Motion Imaging).

Umschulungen

Gerade Kräfte die von der Kameraproduktion (60 Teile) zur Kopiererproduktion (7000 Teile) mußte umgeschult werden. Die Arbeitskräfte brauchten je nach Produktionsbereich bis zu einem dreiviertel Jahr, um auf Produktionsniveau zu kommen. Zusätzlich mußte jedoch noch z.B. die genaue Funktion der Maschinen gelehrt werden, um ihre Funktionsweise genau zu verstehen. Dies geschah hauptsächlich in den achtziger Jahren. In den neunziger Jahren kam dann der Trend zur Gruppenarbeit auf. Die Personalstruktur in einem Werk wurde plötzlich komplett auf Gruppenarbeit umgestellt, was zu diesem Zeitpunkt noch sehr selten war. Da sich nun die Arbeitsphilosophie änderte mußte in das Personal in Sachen Sozialkompetenz umfangreich geschult werden.

Der Prozess der Umschulungen zwecks Teamfähigkeit dauerte etwa 2-3 Jahre und es wurde sehr viel Zeit wie auch Geld investiert. Dadurch wurden z.B. kostenträchtige Leerlaufzeiten drastisch reduziert.

Die größten Erfolge wurden jedoch nur in der Produktion erzielt, da dort die Mitarbeiter für ihr Produktionsfeld verantwortlich gemacht wurden, wogegen im Büro die Effekte nicht so hoch sind, da die Veränderungen in der dortigen Arbeitswelt nicht so drastisch geändert wurden (Datenbeschaffung). Zwar gibt es heute Datenbanken und Computer, doch hat sich im Kern nur wenig verändert. Durch ein hohes Budget konnte bei den Umschulungen auch stets die erforderliche Qualifikation der Angestellten sichergestellt werden. Etwas später wurde weltweit bei Kodak eine "managment guideline". Diese besagt, daß jeder Mitarbeiter mindestens 40 Stunden Nachschulung haben sollte. Zwar gibt es Einzelfälle von weniger als 40 Stunden, doch gerade in den EDV-Abteilungen sind es etwa 100-200 Stunden im Jahr, verursacht durch die stetige Weiterentwicklung der Programme. Diese Nachschulungen geschehen während der Arbeitszeit und gehen auf Kosten der Firma. Ein Nachschulungstag für einen Mitarbeiter kostet etwa 1000 DM, wobei der Arbeitsausfall noch nicht berücksichtigt ist.

Beispielsweise bei der Umstellung von Akkord- auf Gruppenarbeit wurden auch Lohnmodelle verändert: Bei der Akkordarbeit ist eine reine Einzelentlohnung nach Leistung gegeben, wogegen bei der Gruppe die Gesamtleistung bewertet wird und jeder das gleiche Grundgehalt bekommt. Damals fragte man sich dann, ob die gesamte Gruppe das gleiche Gehalt bekommen solle, oder ob Entlohnungsunterschiede je nach Tätigkeitsschwerpunkt gestattet werden sollen, letzteres wurde dann angewendet.

Das Individuum bekommt dann je nach Leistung bis zu 20% Leistungszulage. Wichtig ist auch die Anerkennung innerhalb der Gruppe. Bei Erreichung gewisser Dinge wurden dann Zulagen in Form von Naturalien vergeben.

Die Getriebe- und Zahnrad-Firma Getrag in Ludwigsburg waren unseres Wissens nach die ersten, die in den neunziger Jahren das Modell eingeführt haben, daß das Leistungsniveau einer Gruppe mit 100% festgeschrieben wird, und für alles, was über diesem Niveau liegt, werden die Gruppenmitglieder mit verschiedenen Dingen beteiligt. Außerdem führte Getrag eine "Sozialkasse" ein, in der die Gruppe einen gewissen Betrag von der Firma erhält, die sie für soziale Dinge einsetzen kann.

Durch Zusammenarbeit zwischen Gruppen und zugeteilten Dienstleistern (Maschinenschlosser,...) wurden z.B. Ausfallzeiten durch passend angesetzte vorbeugende Wartungen verringert, und der Verdienst der Gruppen erhöht. Die Firma Getrag ist in diesem Bezug vorbildlich.

Entlassungen und Zuwachs

Bedingt durch den strukturellen Wandel wurden, jedoch nur in recht wenigen Bereichen, wurden Entlassungen vorgenommen. Meistens wurden Bereiche in andere ausgegliedert, z. B. wurde der Kopierervertrieb und der Kundendienst an einen weltweit operierenden Konzern abgegeben. Der Anforderungsspiegel an die Mitarbeiter muß immer in Zusammenhang mit der Tätigkeit der Mitarbeiter zu sehen sein, denn jede Tätigkeit hat spezifische Anforderungen, die erfüllt sein müssen. Man kann sagen, daß das Angebot von Ausbildungsplätzen in beinahe der gesamten Wirtschaft abhängig ist von der Konjunktur. Auch kostet die Ausbildung verschiedener Berufe unterschiedlich viel (30000-60000 DM/Jahr für jeden Azubi). Wir haben uns im längerfristigen Trend am mittleren Bedarf orientiert.

Unwichtige Dienstleistungen werden bei Kodak ausgegliedert, Kern-Kompetenzen jedoch bleiben im Werk..

Arbeit im Wandel

Betrachtet man den Wandel in der Arbeit bei Kodak, so muß man sich laut unserem Gesprächspartner Herrn Dieringer zwei Fragen stellen: Was tut man für Mitarbeiter, von denen erwartet wird, daß sie diese Flexibilität bringen? Was ist an den einzelnen Arbeitsplätzen erforderlich? Wird von den Mitarbeitern solch ein Maß an Flexibilität gefordert, so muß man solchen Prozess aktiv angehen und richtig planen und gestalten. Wer Veränderung will, der muß etwas dafür tun. Die Oberen einer Firma haben falsche Vorstellungen von den Verhältnissen in der ausführenden Ebene. Dies behindert die Änderungsgeschwindigkeit.

Die geistigen Anforderungen an die einzelnen Arbeiter werden auch weiterhin steigen, sie sind bereits in den letzten 5 Jahren signifikant gestiegen. Junge Leute sollten sich daher das Berufsbild genau ansehen, und dann entscheiden, ob es sie nicht überlastet.

Die Einsicht in die Produktionsvorgänge sind für einen reibungslosen Ablauf extrem wichtig: Versteht man die Funktionsweise seines Produkts, so kann man Fehlervermeidung betreiben oder den Fehler schnell finden und beheben. Dadurch entstehen Erfolgserlebnisse, die zusätzlich motivieren. Kontrollen wurden abgeschafft. Die Identifikation steigt dadurch, was jedoch Kenntnis voraussetzt.

10) Aussagen des CDU Schatzmeisters Rolf Kurz

Der Strukturwandel hat laut unserem Gesprächspartner Herrn Kurz eine große Eigendynamik erreicht, und wird maßgeblich von der Wirtschaft bestimmt. Dadurch gerät die Politik in die Zwangslage, nur noch auf den Wandel reagieren zu können. Wichtig ist, so Herr Kurz dass man den Strukturwandel akzeptiert, und einsieht, dass der technische Fortschritt erst durch ihn möglich wurde. Die von der Wirtschaft getroffene Auslese der Arbeitnehmer ist positiv zu sehen, der daraus resultierende Wandel der Arbeitswelt und der Anstieg der Anforderungen verlaufen wesentlich schneller als beispielsweise noch vor 20 Jahren. Es ist ein tiefgreifender Wandel von der Dienstleistungsgesellschaft zu einer "Medienlandschaft" erkennbar, durch den viele neue Berufsbilder, z.B. Berufe mit Telearbeit, Kommunikationsberufe, entstehen, was viele neue Möglichkeiten für Selbständige eröffnet. Große Innovationen, so die Ansicht von Herrn Kurz, kamen immer von Tüftlern.

Gewandelte Anforderungen

Durch umfangreiche Förderungsmaßnahmen und Ausbildungsangebote werden neue Technologien marktfähig gemacht und Existenzgründer gefördert (z.B. günstige Darlehen) um dem schwäbischen Erfindergeist seinem Innovationspotential entsprechend unter die Arme zu greifen.

Die Politik so Herr Kurz muß mit sozialen und steuerlichen Maßnahmen eingreifen um den Fortschritt zu beschleunigen und in die richtigen Bahnen zu lenken. Selbst das Wirtschaftswunder in den 50er Jahren konnte nur durch gegebene politische Rahmenbedingungen seinen Lauf nehmen.

Vor allem ältere Menschen jedoch sind wegen der Geschwindigkeit der neuerlichen Umgestaltung häufig überfordert. In etwa 15 Jahren wird nach Schätzungen aus den Reihen der CDU die heutige junge Generation auch am Arbeitsmarkt dominierend sein. Vom Staat unterstützte Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen sind beispielsweise die Angebote der Volkshochschulen und berufliche Ausbildungsstätten der Firmen. Der Bildungsstand wird in Zukunft wohl ein wichtiges Kriterium für die Auswahl von Arbeitskräften werden.

Handwerksberufe bleiben zwar relativ sicher, doch ist auch hier oftmals Weiterbildung nötig. Die althergebrachten Traditionen des Handwerks so Herr Kurz sollten jedoch erhalten bleiben. Ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Erfolg einer Region ist hauptsächlich die richtige Nutzung der vorhandenen Infrastruktur. Erfolg bei der Arbeitsuche hat nur derjenige, der entsprechend seinen Fähigkeiten vollen Einsatz bringt. Die hohe Produktivität am Standort Deutschland ist vor allem der guten Ausbildung und dem Leistungswillen zu verdanken. Gerade deswegen besitzt Deutschland eine der geringsten Jugendarbeitslosigkeitraten europaweit.

Eine breite Grundbildung ist nicht nur für Jugendliche notwendig, um das lebenslange Lernen zu erleichtern. Auch ist es wichtig, unter Arbeitskräften soziale Kompetenz zu etablieren, um anderen ein Beispiel zu geben, ehrenamtliche Aufgaben anzunehmen, und auch zu vermitteln.

28.04.1999 Stuttgarter Landtag

11) Aussagen der Grünenpolitikerin Sabine Schlager

Die Arbeitszeiten in der BRD so unsere Gesprächspartnerin Frau Schlager haben sich im Laufe der Jahre stark geändert was sich beispielsweise in den neuen Regelungen zu Ladenschlußgesetz und Altersteilzeit zeigt. Doch sind die Veränderungen in der Arbeitswelt beileibe nicht nur positiv: In den neunziger Jahren wurden in Baden Württemberg 320.000 Industriearbeitsplätze abgebaut- Ein Vorgang, der durch die hohe Produktivitätssteigerung Vorgang auch in Zukunft noch anhalten wird. Im Dienstleistungsbereich hingegen werden noch neue Stellen hinzukommen. Konstant auf dem selben Niveau blieben in den letzten Stabil hingegen blieb in den letzten Jahren das Handwerk. Im Mittelstand werden in naher Zukunft hauptsächlich durch Existenzgründungen Arbeitsplätze entstehen, wogegen in den Großbetrieben weiter abgebaut werden wird. Deswegen, so Frau Schlager muß die Politik besonders den Mittelstand, und dort die neuen Berufsbilder fördern. Zwar werden durch den technischen Fortschritt einerseits Arbeitsplätze abgebaut, andererseits, so hofft sie, wird dieser Abbau durch die neuen Berufsbilder kompensiert.

Die Unterschiede zwischen dem umsatz- und bevölkerungsstarken Mittleren Neckarraum und den restlichen Regionen Baden Württembergs werden sich in Zukunft angleichen, da jede Region Ihre spezifischen Stärken und Vorteile nutzen wird, worin sie von der Landesregierung Unterstützung finden (Bsp. Baden-Baden = Biotechnologie). Das Problem im Mittleren Neckarraum ist nach Ansicht von Frau Schlager jedoch die Einseitigkeit der dortigen Industrie. Sie ist größtenteils auf Automobilbau ausgelegt und damit sehr krisenanfällig. Dennoch bestehen gute Chancen, auf dieser etablierten wenngleich instabilen Grundlage, neue Wirtschaftszweige aufzubauen. In Zukunft wird wohl auch immer häufiger ein Abschied vom "Normalarbeitsverhältnis", und eine Öffnung für flexible Arbeitszeiten und Teilzeitarbeit nötig sein. Ein weiterer Trend ist das konzentrierte aber zeitlich limitierte Arbeiten an bestimmten Projekten, wofür ein höheres Maß an Flexibilität nötig ist. Durch das neue 630DM-Gesetz wird laut Frau Schlager von Schein-selbständigen, deren Auftragslage extrem schwankend ist, die Gefahr der Altersarmut abgehalten. Zur Frage der Lohnabschlüsse tendiert man zur Zeit zu höheren Löhnen, um die Binnennachfrage zu stärken. Dies ist wichtig, da zwei Drittel der Wirtschaft in Baden Württemberg zur sog. Binnenwirtschaft gehört. Eingriffe in die Lohnverhältnisse sind hauptsächlich durch die Tarifpartner zu leisten, die Politik sollte und kann nur die Rahmenbedingungen ändern. Als bislang größten Fortschritt in dieser Frage sieht Frau Schlager das Bündnis für Arbeit. Als große Veränderung in der Gesellschaft sieht sie die immer größer werdende Angst um den Arbeitsplatz. Deswegen so meint Frau Schlager sollte das vorhandene Potential an Arbeit beispielsweise durch Überstundenabbau, beziehungsweise Altersteilzeit gerechter verteilt werden. Derartige

Konzepte werden jedoch in der Gesellschaft noch zu wenig respektiert und akzeptiert, da eigentlich jeder seinen Arbeitsplatz "für sich allein" möchte. Da jedoch das Arbeitsverhältnis der Zukunft starke bis sehr starke Schwankungen in der Wochen- aber sogar der Lebensarbeitszeit vermuten läßt, muß sich die Politik heute schon Gedanken über etwaige zukünftige Eingriffe im sozialen Bereich machen. Jedoch muß sich auch in Zukunft der Arbeitsuchende selbst um einen neuen Job bemühen, und kann diese Aufgabe nicht nur den staatlichen oder privaten Institutionen überlassen.

Zur Frage der Ausbildung der Lehrer meint Fr. Schlager, daß sie eigentlich während ihrer Schulung Pflichtpraktika in Firmen absolvieren müßten, um ihren späteren Unterricht realitätsnäher unterrichten zu können. Gering qualifizierte Schüler sollten auch eine Chance in der Berufswelt haben, indem man ihre Ausbildung fördert. Bei der Ausbildung an Firmen sollte die Politik nur Anreize geben und vielleicht auch finanziell Druck machen, nicht aber die Firmen kontrollieren. Ursachen für den Wandel sieht sie in der tiefgreifenden Rationalisierung und Technisierung, und in der Entstehung von neuen Berufsfeldern wie beispielsweise im Bereich der Umwelttechnologie. Zum Thema "Arbeit im Wandel" meint sie, daß es die größte

Herausforderung für die Politik sei, da die Politik mit dem Wandel der Wirtschaft schritthalten muß.

05.05.1999 Stuttgarter Landtag

12) Aussagen der SPD-Bundestagsabgeordneten Ute Kumpf

Die Wandlung der Qualifikationsanforderungen des Arbeitsplatzes durch die fortschreitende Technisierung stellt für unsere Gesprächspartnerin Frau Kumpf die extremste Form des Wandels in der Arbeitswelt dar: Zwar sinkt dabei die physische Belastung enorm, doch schrumpft dadurch das Arbeitsfeld der Produktion enorm. Durch den breit angelegten Globalisierungseffekt werden außerdem mehr und mehr Produktionszweige zu den ausländischen Märkten hin verlagert, wodurch hierzulande ein Produktions- und Technologievakuum entsteht. Deswegen, so findet Frau Kumpf muß sich die Wirtschaft auf wenige hochwertige Produkte konzentrieren, die zwei Bereiche Hightech und Forschung fördern und neue Arbeitsmodelle erstellen. Die Politik hingegen muß der Abwanderung der Arbeitsplätze durch Änderung der Rahmenbedingungen wie den Lohnnebenkosten entgegenwirken. Ein Beispiel für die eigentlich verschlafene Entwicklung deutscher Unternehmen ist z.B. der baden-württembergische Maschinenbau. Dieser verpaßte die Strukturneuentwicklung in den achtziger Jahren, worauf ein Umsatzeinbruch folgte. Nur durch eine neue Produktpalette konnte dieses Tief überwunden werden. Durch neue Arbeitszeitregelungen wie Gleitzeit sind die Arbeitnehmer nun in der Lage, sich ihre Zeit selbst einzuteilen und zu planen. Daraus, so Frau Kumpf erkennt man die wichtiger werdende Stellung der Freizeit der Arbeitnehmer. In den siebziger und achtziger Jahren wurden dann von den Gewerkschaften Abschlüsse getroffen, die eine Veränderung in der Arbeitswelt bewirkten (z.B. früher Feierabend am Freitag, beschlossen durch die IG Metall). Die Vielfältigkeit der vorhandenen Arbeitszeitmodelle wird besonders am Beispiel der Firma Bosch deutlich, die 120 verschiedene Arbeitszeitmodelle anbietet. Auch werden gerade hier Arbeitsbereiche kundenorientierter gestaltet, was ebenfalls eine Flexibilisierung erfordert. Ebenfalls zu beobachten ist bei dieser Entwicklung auch eine Individualisierung der Arbeitnehmer durch die neuen Verhältnisse.

Zur Frage der Verteilung der Arbeitsplätze erwähnt Frau Kumpf das Land Nord-Reinwestfalen, das sich erfolgreich aus Teilen des Bergbaus zurückzog und eine Medienlandschaft in Köln aufbaute. Baden-Württemberg hingegen konzentrierte sich in der Vergangenheit zu lange auf den Automobilsektor, was 1988 eine erste Rationalisierungswelle zur Folge hatte. Da gerade der Automobilsektor im Mittleren Neckarraum bereits eine derartig dominante Stellung besitzt, wäre es für diese Region das Beste, neue automobilnahe Dienstleistungen zu gründen wie zum Beispiel Herstellerbetriebe für Verkehrsleittechnik. Ein großer Vorteil in Baden-Württemberg ist die extrem hohe Forschungsdichte, welche zugleich die höchste in der ganzen Bundesrepublik ist. Der Bildungsbereich hinkt jedoch noch immer nach, weswegen dort noch Anstrengungen unternommen werden müssen. Besonders stark so Frau Kumpf müssen Arbeitslose weitergebildet werden, damit sie möglichst bald wieder in das normale Arbeitsleben zurückfinden können. Dies gestaltet sich gar nicht so einfach, denn die meisten Firmen kümmern sich kaum um die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Es ist darüber hinaus statistisch bewiesen, daß der Qualifikationsstand in Baden-Württemberg einer der schlechtesten überhaupt ist. Baden-Württemberg hat außerdem noch kein Weiterbildungsgesetz, was ebenfalls ein großer Rückstand ist. Gerade bei den ausländischen Arbeitern ist es notwendig, daß sie über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen, um z.B. auch bei der Gruppenarbeit nicht ausgeschlossen zu werden.

Noch stärker gewandelt hat sich jedoch das Klischee, daß man mit einem wenn auch schlechten Studium auf jeden Fall einen Arbeitsplatz bekommt. Heute müssen sich auch die Studenten rechtzeitig um eine Anstellung bemühen. Das Lernen änderte sich von der passiven Aufnahme zur aktiven Beteiligung am Lernprozess.

11.05.99 SPD Wahlkreisbüro

13) Fazit aus den politischen Aussagen

Zwar tut die Politik stets so, als wäre sie der große Arbeitsbeschaffer, der das ganze Volk zufrieden stellen und ihm Arbeit geben kann, doch die Realität sieht freilich anders aus: In Wahrheit ist ein Zuwachs bei den Arbeitsplätzen nicht ohne Impulse aus der freien Wirtschaft und vor allem aus den Firmen selbst zu schaffen- Denn was nützt es uns schließlich, wenn die Politik hergeht und ankündigt, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu verbessern und wenn die Wirtschaft diese Hilfestellung auch gerne annimmt, wenn dabei jedoch keine Arbeitsplätze entstehen? Irgendetwas scheint doch in die falsche Richtung zu laufen, wenn die Arbeitslosigkeit trotz voller Auftragsbücher europaweit das drängendste Problem bleibt? Schon 1994, also noch zur Zeit der so sehr gescholtenen "alten" Bundesregierung entstand im europäischen Rat von Essen eine neue, bessere Beschäftigungsstrategie: Die Senkung der Lohnnebenkosten , Angebote zur Qualifikation und Weiterbildung, eine flexiblere Arbeitsorganisation und vor allem eine aktivere Arbeitspolitik sollten die Lösung für die allseits bekannten Probleme sein- Was daraus geworden ist sehen wir ja selbst: Auf die Massenhaft entstehenden neuen Arbeitsplätze warten wir alle immer noch.

14) Aussagen des Marxismus zur Arbeit

Nach dem Manifest der Kommunistischen Partei

Der Marxismus begründet seine Lehren bezüglich Arbeit und Klassenkampf damit,

daß es während beinahe jeder Epoche der Menschheitsgeschichte Standesunterschiede und somit auch Gründe für den Klassenkampf gab. Aus den Klassenkämpfen, so wird im Manifest der Kommunistischen Partei behauptet, ging stets eine Umgestaltung der Gesellschaft hervor. "Die aus dem Untergang der feudalen Gesellschaft hervorgegangene (...) bürgerliche Gesellschaft", so heißt es im kommunistischen Manifest weiter, "hat die Klassengegensätze nicht aufgehoben. Sie hat nur neue Klassen, neue Bedingungen der Unterdrückung (...) an die Stelle der alten gesetzt. (...) Die bisherige feudale oder zünftige Betriebsweise der Industrie reichte nicht mehr aus für den mit neuen Märkten anwachsenden Bedarf. Die Manufaktur trat an ihre Stelle. (...) Aber immer wuchsen die Märkte, immer stieg der Bedarf. Auch die Manufaktur reichte nicht mehr aus. Da revolutionierte der Dampf (Dampfmaschine von J. Watt Anno 1765, d. Verf.) und die Maschinerie die Industrielle Produktion. An die Stelle der Manufaktur trat die moderne große Industrie. (...)" Heutige Marxisten sehen auch die Lohnforderungen und die Forderung nach einer Senkung der Wochenarbeitszeit, die von den Gewerkschaften geäußert werden als eine Form des Klassenkampfes. Eigentlich ja zurecht, denn die Arbeitsumgebung und die Auslastung des einzelnen Arbeiters haben sich durch Gewerkschafts-Aktionen erheblich verändert. Es ist jedoch fraglich, ob der in der Arbeitswelt tatsächlich stattfindende Wandel als der große Umbruch angesehen werden kann, der laut marxistischer Lehren Ziel beziehungsweise Ergebnis einer jeden Form des Klassenkampfes sein muß. Es ist ohne Zweifel richtig, daß die Arbeitswelt ohne die politischen Vorreiter der Arbeiterbewegung und der Gewerkschaften heute völlig anders aussähe, doch drängt sich aufgrund einer solchen Argumentation die Frage auf, ob es heutzutage immer noch dieselben Faktoren sind, die Arbeitswelt beeinflussen und ob es nicht vielmehr immer häufiger betriebsspezifische Standort-Faktoren sind. Fakt ist, daß Erwerbstätige heutzutage einen weit größeren Teil ihrer Zeit zur freien Verfügung haben, als jemals zuvor. Vorbei sind die Zeiten, zu denen Arbeiter eine Wochenarbeitszeit von fünfzig oder mehr Stunden hatten. Wenn sich also Arbeiter heutzutage Verbänden oder Gewerkschaften anschließen, so tun sie dies um für andere Ziele einzustehen, als zu Zeiten des Klassenkampfes: Ein Streitpunkt, wenn nicht gar der Streitpunkt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ist der "Preis für die Ware Arbeit" wie Karl Marx in seinem Buch "Lohnarbeit und Kapital" von 1891 den Lohn nennt. Die Werke des Marxismus, namentlich von Karl Marx und Friedrich Engels enthalten einige Thesen zum Thema Arbeit, diese sind jedoch so umfangreich, daß sie hier nur in Auszügen wiedergegeben werden können:

Wichtige Thesen aus "Lohnarbeit und Kapital"

  • Arbeit ist eine Ware, die man verkaufen kann
  • Der Lohn ist der Preis, den ein Kapitalist für die Arbeit bezahlt
  • Der Preis einer Ware ist abhängig von Angebot und Nachfrage, der Lohn des

einzelnen Arbeiters ist also abhängig vom Beschäftigungsaufkommen.

15) Veränderte Bedingungen am Arbeitsmarkt

In den vergangenen Jahren machten deutlich mehr Jugendliche eine Erstausbildung als noch vor 10 Jahren. Vor allem im Stuttgarter Norden ist jedoch noch eine deutliche Diskrepanz zwischen der Ausbildung der Arbeitssuchenden und den Anforderungen der Unternehmen zu erkennen. Etwa 60% der Arbeitslosen die beim Bezirksarbeitsamt Stuttgart-Feuerbach gemeldet sind, sind ungelernte Arbeitskräfte. Bei den Stellenangeboten hingegen ist nur ein minimaler Teil an ungelernte Arbeitskräfte gerichtet. Von den Unternehmen werden immer mehr Fachkräfte, besonders Ingenieure, benötigt, um moderne Maschinen und Prozesse des betrieblichen Alltags bewältigen zu können; es scheint wahrscheinlich, daß sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen wird.

Trotz der stetig steigenden Erwartungen an das Qualifikationsniveau der Auszubildenden kann man nicht sagen, daß die Vermittlung von Arbeitskräften generell schwerer geworden ist. Da jedoch in immer mehr Bereichen Spezialisten gesucht werden, muß das Arbeitsamt sein Suchverhalten ändern, was bedeutet, daß Stellen nicht mehr nur in einer Stadt sondern eben bundes- oder auch landesweit ausgeschrieben werden.

Komplett neue Ausbildungs- bzw. Berufszweige

In den vergangenen Jahren entstanden beispielsweise IT-Berufe, also Berufe aus dem Bereich der Informationstechnologie und dem Bereich der Medienberufe. Der Trend bewegt sich von den konservativen Berufen zu neuen Berufsfeldern., bei denen oftmals umfangreiche Spezial-Kenntnisse erwartet werden. Seit kurzer Zeit gibt es nun auch das neue Berufsbild des Mechatronikers, da man merkte, daß heutzutage vor allem in der produzierenden Industrie

Veränderungen der Gehaltsstruktur durch derartige Prozesse

Will man Aussagen über die Veränderungen in der Gehaltsstruktur durch Modernisierung treffen, so ist eine differenzierte Betrachtung der einzelnen Berufsfelder erforderlich: Spezialisierte Beschäftigte bekommen immer noch mehr Geld als unqualifizierte und ungelernte Arbeitskräfte. Die zur Zeit entstehenden Berufe im Dienstleistungsbereich werden eher schlecht bezahlt, z.B. im Tourismusbereich. Generell kann man nicht sagen, daß der Trend in der Bezahlung nach oben geht.

Veränderungen im Stuttgarter Norden

Auf lange Sicht werden im Stuttgarter Norden wohl kaum noch Arbeitsplätze in der Industrie übrigbleiben, da dieses Industriegebiet aufgrund verschlechterter Standortbedingungen langsam absterben wird. Folglich ist auch kein Zuwachs an qualifizierten Arbeitsplätzen zu erwarten. Diese entstehen zur Zeit eher in Stuttgart-Vaihingen und den neuen Industriegebieten.

16) Ansprechpartner und Firmen

Porsche

18.03.99

11.00 Uhr Fr. Deckstein
D-Post

25.03.99

11.30 Uhr Hr. Gimber
DC

08.04.99

15.00 Uhr Fr. Philip
D-Telekom

12.04.99

11.30 Uhr Hr. Seemann
Bosch

13.04.99

14.00 Uhr Hr. Gutzan
LG

13.04.99

16.00 Uhr Fr. Graeger
Behr

14.04.99

13.00 Uhr Hr. Sichinger
Krupp W&Pf

19.04.99

11.00 Uhr Hr. Heyschmidt
Kodak

22.04.99

12.30 Uhr Hr. Dieringer
CDU

28.04.99

10.00 Uhr Hr. Kurz
Neue Arbeit

30.04.99

10.30 Uhr Hr. Fuchs
B.90 Grüne

05.05.99

14.00 Uhr Fr. Schlager
HP

10.05.99

12.00 Uhr (entfällt)
SPD

11.05.99

17.00 Uhr Fr. Kumpf
FhStg (entfällt) (entfällt) (entfällt)
IBM (entfällt)

Stuttgart, 28.06.1999

--Ende--